Törnbericht Dänische Südsee 27.5. bis 2.6.2023

Teilnehmer: Higgi, Roger, Lena, Katrin, Wolfgang

Durch die Idee einer Flottille zum 50. Jahr des Bestehens des SCB fanden sich am Ende die genannten Teilnehmenden zu einem Törn durch die Dänische Südsee zusammen um das große Abenteuer zu wagen. Wolfgang hat sich zum Skippern bereiterklärt.

Über Privat-Charter-Ostsee (pc-ostsee.de) wurde eine etwas ältere Bavaria 31 Cruiser “Seepocke” für 4 Personen und einen Hund in Flensburg (Marina Sonvik) gechartert.

Am frühen Freitag fuhren wir mit dem Nugget von Higgi und Roger nach Flensburg, machten die notwendigen Einkäufe, bummelten durch das malerische Stadtzentrum und den Hafen und aßen in Hansens Brauhaus zu Abend. Nach der Übernachtung in einem Hotel übernahmen wir am Samstag Vormittag die Yacht. Nach der üblichen Inspizierung auf Schäden und einer kurzen Einweisung in die Bordtechnik ging es ans Auspacken und Verstauen des umfangreichen Gepäcks.

Nachdem auch das geschafft war, wies Wolfgang die übrige Crew in alle wichtigen Themen ein und wir starten nach einem kleinen Imbiss gegen 16 Uhr zur ersten Ausfahrt. Unter Motor befuhren wir zunächst den Stadthafen Flensburgs und setzten anschließend auf der Förde zum ersten Mal die Segel. Schäden waren nicht zu beklagen aber die Leine des zweiten Reffs war so kurz, dass sich das Groß nicht voll durchsetzen ließ, was Fragen nach dem Segeln der Vorcrew aufkommen ließ. Da ohnehin geplant war, die Nacht noch im Hafen Sonvik zu verbringen, konnte der zuvorkommende Servicetechniker am Sonntag morgen eine neue Reffleine einziehen, bevor es an den ersten Schlag ging.

Dieser sollte uns zunächst bei Sonne und Wind aus West mit gut 2 Bft entlang der Förde an Glücksburg vorbei um die Halbinsel Holnis und die berüchtigte Tonne 6 (auch Schwiegermuttertonne genannt) mit gerade einmal einem halben Meter Wassertiefe rechts davon führen. Nun ging es erst Kurs Süd und danach Kurs Ost, vorbei an Langballigau Richtung Leuchtturm Kalkgrund. Schon auf diesem Schlag konnten wir mehfach Schweinswale sichten, die uns auch an den Folgetagen immer wieder begegneten (vermutlich nicht die gleichen). Mangels Wind mussten wir den letzten Teil motoren und so stießen wir bei Tonne 1 auch auf Indira und Chris, die sich von Augustenborg auf den Weg zu uns gemacht hatten, nachdem der Plan, Fünen zu umrunden, aufgegeben worden war.

Das heutige Ziel war Horuphav in der malerischen Bucht rund um die Halbinsel Kegnaes. Auf dem Weg dorthin kam wieder etwas Wind auf und erlaubte uns, mit 3 Bft noch ein wenig bis vor die Hafeneinfahrt zu segeln. Im Hafen dann der leichte Schock wegen völliger Überlastung durch Pfingsten. Viele Päckchen mit 4-5 Booten sprangen ins Auge und es schien aussichtslos einen Liegeplatz zu ergattern. Aber Chris hatte das richtige Näschen und fand vor dem Kran, der erfreulicherweise außer Betrieb war, noch eineinhalb Liegeplätze. In Abstimmung mit den Nachbarbooten ließ sich die Lücke auf zwei Plätze vergrößern und die Seepocke wurde gemeinschaftlich in die enge Lücke gezogen und abgefendert – geschafft!

Nach einem schönen Abendspazierung entlang der Bucht und einer ruhigen Nacht brachen Chris und Indira zeitig auf um an der Osttonne südlich von Kegnaes bei Gammel Pol zu entscheiden, wo für die die Reise hingehen sollte. Zur Auswahl standen Marstal im Südosten oder Soby im Norden der Insel Aero. Aufgrund des vorherrschenden Winds entschieden sie sich letztlich für Marstal.

Unser Team startete etwa eine Stunde später und an der Osttonne entschieden wir uns für Soby, da wir einerseits weniger Reisezeit zur Verfügung hatten und von Marstal in den kommenden Tagen schwerer Richtung Norden gekommen wären, andererseits war Nordwestwind gemeldet so dass Soby mit wenigen Kreuzschlägen zu erreichen sein sollte. So kam es dann auch, der Wind drehte wunschgemäß und bei schöner Sonne segelten wir den kleinen Belt entlang nach Soby. Anhand einer wasserdichten Tablettenpackung die versehentlich über Bord ging, konnten wir auch live ein “Mensch-über-Bord-Manöver” üben und der Skipper stellte beruhigt fest, dass auch er im Fall der Fälle vermutlich gerettet werden würde.

Zur Umrundung der Nordspitze von Aero setzten wir dann den Motor ein, auch weil es bereits später war als vorgesehen. Das Anlegemanöver im Hafen war vorbesprochen, der Hafen war ziemlich leer und alles lief prima, bis dann beim Schalten von Rückwärts auf Vorwärts der Schaltzug riss, was sich aber erst bemerkbar machte, als ich mit etwas Gas vorwärts in die Dalbenbox fahren wollte, das Boot aber stattdessen mit Schwung nach hinten durchstartete. Ziemlich überrascht hierüber konnte ich den ersten im Weg stehenden Dalben noch mit einem Karatekick beseitigen (ok, er war wohl schon sehr morsch) aber letztlich nicht verhindern, dass wir mit ordentlich Schwung rückwärts an den Holzsteg stießen. Immerhin lagen in diesem Bereich keine anderen Boote und auch der Gang sprang endlich heraus, so dass außer einem blauen Kinn bei Higgi keine Schäden zu beklagen waren. Nachdem uns freundliche Helfer am Steg festgemacht hatten und der Motor aus war, begab sich auch der Puls wieder in den Normalbereich. Funfact am Rande: Da wir ja “Havaristen” seien, wurde keine Liegegebühr erhoben. Wieder Telefonat mit dem technischen Service in Flensburg, dann folgten das Abendessen, die Abendrunde mit Lena und früher tiefer Schlaf. Was für ein Pfingstmontag.

Am Dienstag teilte der Monteur mit (der auch gleichzeitig Chef der Hafencrew in Flensburg ist), dass es mit der ersten Fähre aus Fynshav nach Soby kommen und den Schaltzug reparieren würde. So kam es dann auch und man muss diesen Menschen schon sehr loben, denn er ist sicher weit vor 6 Uhr aufgestanden.

An diesem Tag hatten wir ohnehin nicht viel geplant und so starteten wir nach der Erledigung von Einkäufen erst am frühen Nachmittag zu unserem nächsten Ziel Fynshav. Die ersten Meilen mangels Wind noch unter Motor schipperten wir später gemächlich bei 1-2 Bft und bestem Sonnenschein unter Segeln unserem Ziel entgegen. Die Einfahrt in den Yachthafen musste erst einmal gefunden und dann noch durchfahren werden, wobei die Anzeige des Lot den Puls wieder zum Steigen brachte da wir gerade einmal noch 10 cm Wasser unterm Kiel hatten. Dafür lief das Anlegen in der Box hervorragend und der Anleger in Form eines Portweins mundete auch.

Am Mittwoch stand der längste Schlag des Törns an, die Umrundung der Nordspitze von Als und die Einfahrt in die Bucht von Mjels. Bei 4-5 Bft setzten wir bald nach Verlassen des Hafens die Segel, legten Reff 2 ein und fuhren Amwind gegen den kräftigen Nordwestwind. Trotz Reff 2 hatten wir bis zu 6,5 Knoten Fahrt über Grund, so dass es ein munterer Ritt wurde. Insbesondere Higgi kam mit mehreren Stunden am Steuer voll auf ihre Kosten, teilweise sogar bei 6 Bft.

Der Wind drehte zwar gelegentlich ein wenig, war aber immer brauchbar und brachte uns dem Ziel näher. Nach sechs Stunden war es dann geschafft und wir konnten im Als Fjord die Segel bergen. Die Bucht mit Dywig und Mjels gilt als eine der schönsten von ganz Dänemark und die Auswahl ist schon riesig. Besonders ist die Einfahrt mit einer nur wenige Meter breiten Enge die aber gut durch Pflöcke gekennzeichnet ist.

In den kleinen Hafen von Mjels führt dann ein schmales Fahrwasser von geringer Tiefe, mit wenigen Bojen gekennzeichnet. Wegen des vielen Windes war es nicht ganz einfach, aber dann lagen wir wunschgemäß längsseits in der Box, so dass auch Lena gut übersetzen konnte. An diesem Abend funktionierte unser Landstrom nur durch ein von einem netten Nebenlieger geborgten Kabel. Außerdem hatte sich eine Kabinentür von innen selbst “verschlossen”, so dass wir uns hier mit Werkzeug wieder einen Zugang verschaffen mussten, selbstverständlich erst nach Rücksprache mit dem technischen Service in Flensburg – inzwischen ein guter Freund 😉

Am kommenden Morgen blies der Wind immer noch kräftig aber wie gemeldet inzwischen wieder aus West, was uns aufgrund der bevorstehenden Strecke nach Südost und später nach Süd richtig gut passte. Überhaupt muss man sagen dass sich ein so großer Törn nur machen lässt wenn der Wind mitspielt und da hatten wir insgesamt viel Glück.

Nach dem Verlassen der Mjels Vig setzten wir Segel und fuhren raumschots südostwärts den Als Fjord weiter entlang. Nach kurzer Fahrt kamen wir zur Kardinaltonne vor der Einfahrt in den Als Sund, ein 5 Meilen langer Seeweg mit wunderschönen Ufern zu beiden Seiten, südwärts auf die Stadt Sonderborg zu. Hier mussten wir etwa 20 Minuten auf die Öffnung der historischen Klappbrücke warten, dann war der Weg frei in die Sonderborgbucht.

Hier setzten wir erneut die Segel und konnten mit 4-5 Bft gen Süden fahren. Sobald wir dem (Deutsch)Land näher kamen hieß es vor dem weiter kräftig wehenden Westwind zu kreuzen bis wir das heutige Ziel Langballigau vor uns hatten. Der Rest wurde mit Motor erledigt, das Anlegen klappte wieder wie am Schnürchen und wir durften uns mit einem leckeren Abendessen im dortigen Fischrestaurant belohnen. Am Wochenende ist hier die Hölle los, sowohl von Gastliegern als auch Landratten, aber an diesem Donnerstag Abend war es einfach nur schön. Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass wir nun überhaupt keinen Landstrom hatten, die Batterie zum Starten des Motors war voll und der Kühlschrank schon weitgehend leer, außerdem wollten wir zeitig schlafen um am nächsten Morgen früher als sonst den letzten Schlag zurück nach Flensburg anzugehen.

Leider drehte der Wind inzwischen von West auf Nord, was uns für den nächsten Morgen zwar den gewünschten Ostwind bringen würde, aber durch die nach Norden offene Hafeneinfahrt, vor der wir unmittelbar lagen, einen ordentlichen Schwell bescherte der uns dazu veranlasste, Spätabends die Festmacher noch einmal umzulegen und alles festzubinden. Trotzdem schaukelte das Boot in der Nacht nicht schlecht, gegen 4 Uhr musste Roger den schwankenden Baum noch einmal fixieren, und so war die Nacht früh zu Ende, aber das Aufstehen hatten wir ja ohnehin vorverlegt. Die nächste Überraschung bestand darin, dass der Wasserspiegel durch das drückende Wasser am Morgen ca. 60 cm höher lag als noch am Abend, so dass man vom Bugkorb kaum auf den Steg gelangte. Erst ein an Land “organisierter” Klappstuhl brachte Abhilfe und so konnten wir uns wie geplant gegen 8:30 Uhr nach Flensburg aufmachen.

Der Ostwind ließ uns noch ein großes Stück segeln, erst nach der erneuten Umrundung von Holnis starteten wir den Motor und bargen die Segel, vor allem aus Zeitgründen, denn der Wind war nicht mehr stark. Nach einer guten Stunde motoren erreichten wir dann auch die Marina Sonvik, die Damen hatten in der Zeit schon fast alles zusammengepackt, so dass wir zügig tanken und an den Steg fahren konnten. Schnell das Gepäck ins Auto verstaut, das Boot übergeben und schon waren wir nach einem kurzen Picknick auf der Mole wieder auf dem Heimweg, und nach einer ruhigen Fahrt am Abend auch wieder zuhause.

Meiner Crew möchte ich für ihren Einsatz und ihre Unterstützung danken, für mich als Skipper (im erst zweiten Einsatz) war es wieder eine tolle Erfahrung und ein großer Spaß, trotz mancher Überraschung die uns das Boot und die Ostsee bescherte.

Ich hoffe, dass die beigefügte Törnkarte und die Fotos etwas davon spürbar machen.

3.6.2023 Wolfgang E.

 

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