Überführungstörn

Nach zwei Jahren ohne Urlaub, bedingt durch die Korona Pandemie, geht es wieder in den Urlaub nach Den Osse in die Niederlande. Wir verbringen unseren Urlaub auf Martins Neuanschaffung, einer 37iger Bavaria Cruiser, und zwar im selben Hafen, in dem auch die Shakti seit Jahrzehnten liegt. Nach mehr als zwei Jahren auf der Warteliste beim WSV Den Osse wurde Martin ein fester Liegeplatz vergeben. Wir haben nunmehr wieder eine „Hütte“ auf dem Wasser mit hervorragenden Segeleigenschaften.

Das Boot wurde im Juni 2022 von Großenbrode (Ostsee) nach Holland überführt.

An Bord: Skipper Martin, seine Frau Sara, Enkelin Helen, Alex, Jugendfreund von Martin und Oldie Felix. Begleitet von Land aus wurden wir von Birgit, Alex Lebensgefährtin, die mit Martins Auto von Hafen zu Hafen fuhr und uns mit frischen Lebensmitteln versorgte. Ihr gilt unser besonderer Dank. So einen Komfort hatte ich noch auf keinem Törn.

Von Großenbrode aus ging es unter Groß und Genua bei halben Wind Richtung Fehmarnsundbrücke. Von dort Aufkreuzen bei 4 Bft. Richtung Schleuse Kiel-Holtenau. Da der Wind weiter auffrischte segelten wir zu dem kleinen Hafen Lippe/Hohwacht um dort eine Nacht zu verbleiben. Laut Karte war die Einfahrt bis zu 2,00 Meter angegeben, sodass eine Einfahrt kein Problem sein sollte. Wir fuhren also langsam unter Motor durch die schmale Fahrrinne. Dann kurz vor der Einfahrt verneigten wir uns erstmal ehrfürchtig vor dem Hafen. Der zweite Versuch ergab das gleiche Ergebnis. Die wollten uns nicht, also fuhren wir unter Motor gegenan in Richtung Kiel Holtenau. Die Rinne nach Lippe neigt sehr stark zur Versandung und wird häufig ausgebaggert. Das hatten wir übersehen. Gegen Abend erreichten wir Kiel Holtenau. Übernachtung vor der Schleuse.

Am nächsten Tag durch die Schleuse und gleich dahinter zum Anleger für die Entrichtung der Kanalgebühren (18€). Und weiter zum Tageszielort Gieselau Kanal.

Die Großschifffahrt auf dem Kanal ist beeindruckend, da kommen einem „Hochhäuser“ entgegen. Es gibt viele Sehenswürdigkeiten im Kanal (siehe Internet).

Übernachtung vor der Gieselau Schleuse. Die Fahrt durch den kurzen Kanal zur Schleuse war sehr idyllisch und erholsam.

Am anderen Tag ging es weiter zur Schleuse Brunsbüttel. Nach dem Schleusen fuhren wir in den alten Hafen Brunsbüttel an der Elbe zum Übernachten (sehr freundliches Hafenpersonal). Am Morgen dann durch Kabbelwasser (Elbestrom und auflaufendes Wasser) nach Cuxhaven.

Vorgesehen war, dass ich die Überführung nur von Großenbrode nach Cuxhaven mitfahre. Hier sollte mich Stephan ablösen. Leider wurde Stephan krank, sodass ich weiter an Bord blieb. Hatte diese Tour schon zweimal hinter mir; nur nicht von Ost nach West, sondern umgekehrt.

In Cuxhaven ging Sara von Bord und wurde von Hans, einem Freund von Martin, abgelöst.

Am nächsten Morgen ging es gegen 10 Uhr bei 5 Bft. durch die Deutsche Bucht in die Nordsee. Erst wollten wir nach Helgoland, um von dort mit einem langen Schlag hart am Wind so weit wie möglich in Richtung Holland zu kommen. Haben dann aber doch vorgezogen vor den deutschen Inseln aufzukreuzen, um Norderney anzulaufen. Der Wind nahm inzwischen auf 6 Bft. zu und drehte am Abend auf SW. Also genau gegen an. Plünnen runter; fuhren jetzt nur unter Motor. Das war bei dem Wind und hohen Wellengang kein Vergnügen. Länger anhaltender Regen verhinderte zusätzlich auch noch die Sicht. Der Plan Norderney wurde aufgegeben, da wir mit einem Tiefgang von 1,90 m und bei Dunkelheit nicht das enge Fahrwasser zur Insel befahren wollten. Martin hatte auch Kontakt mit Stephan aufgenommen, der ebenfalls mit Uli Bieler diese Strecke befahren hatte; auch er riet von Norderney ab.

Unser nächstes Ziel Borkum. Aber auch diese Absicht wurde verworfen da wir wegen der weiter ansteigenden See entschieden haben, nicht nach Terschelling sondern die sogenannte „Stehende Mastroute“ durch Holland zu nehmen. War als Alternative in der Gesamtplanung auch vorgesehen. Borkum an BB vorbei in den Dollart Richtung Emden. Von hier Kurs auf Delfzijl in Friesland. Gute Entscheidung, die Crew hatte nach der stürmischen Nacht eine Erholung nötig. Nach einer Übernachtung in Delfzijl ging es in die Stehende Mastroute. Die Fahrt durch die Kanäle vorbei an schönen Landschaften und Orte nach Lemmer war Urlaub pur.

Von Lemmer ging es übers spiegelglatte Ijsselmeer nach Enkhuizen. Noch eine Übernachtung dann weiter Richtung Amsterdam.  Hans und ich gingen in Amsterdam (Martin fuhr uns direkt zu einem Anleger vor dem Bahnhof!) von Bord, um mit dem Zug nach Hause zu fahren.

Martin, Helen, die eine hervorragende Arbeit bei der Navigation und Deckarbeit leisteten, sowie auch Alex, früheres SCB Mitglied, der den A und BR Schein bei den Kursangeboten des SCB unter der Leitung von Uwe Moecke erwarb, fuhren weiter zur Stehenden Mastroute.

Nach Amsterdam kam Sara wieder an Bord, sie hatte in der Zwischenzeit mit Birgit viele Sehenswürdigkeiten besichtigt

Am Ende der Stehende Mastroute bei Dordrecht, ging es weiter durch die Hollands Diep, Volkerak, über die Osterschelde zur Schleuse Bruinisse ins Grevelingenmeer. Mit Einlauf in den Hafen Port Zelande war die Überführung zu Ende.

Dank an den Skipper, der die Überführung bis ins Einzelne sorgfältig vorbereitet hatte. Es waren zur elektronischen Navigation alle aktuellen Seekarten für die befahrene See und Binnengewässer mit an Bord. Sollte die elektronische Navigation ausfallen, war nach alter Seemannschaft Koppeln angesagt. Alle Sicherheits- und Rettungsmittel waren mit dabei und wurden vorher gescheckt.

Fazit, ein spannendes Erlebnis, mit einer Crew wie diese, würde ich wieder Segeln; muss ja nicht gerade wieder gegen West gehen. Aber was ist das Leben ohne Abenteuer.

Old Skipper Felix

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